Bei der diesjährigen Finalrunde des Bocuse d’Or* hatte Filipe Fonseca Pinheiro, Schweizer Kandidat im Jahr 2017, die Ehre, Teil der prestigeträchtigen Küchenjury zu sein. Eine bereichernde Erfahrung, von der er offen erzählt.
Der Bocuse d’Or – eine riesige Maschinerie
Rund fünfzig Jurorinnen und Juroren sind beteiligt, aufgeteilt in Verkostungs- und Küchenjury. Filipe Fonseca Pinheiro, 37 Jahre alt, durfte dieses Jahr in der Küchenjury mitwirken – eine grossartige Gelegenheit für die Schweiz, trotz Abwesenheit eines Finalisten, ihre Verbundenheit mit dem Wettbewerb zu zeigen.
So fair wie möglich bewerten
«Die Stimmung unter den Juroren war sehr gut. Wir hatten alle dasselbe Ziel: so fair wie möglich zu sein», betont er. Gemeinsam wurden Perspektiven ausgetauscht, diskutiert und die Bewertungskriterien feinjustiert, um den aussergewöhnlich hohen Standard der Kandidaten bestmöglich zu würdigen.
Ein Aspekt, der Filipe Fonseca Pinheiro besonders beeindruckt hat, ist die Rolle der Commis. Sie seien inzwischen genauso entscheidend wie die Kandidaten selbst. «Das Niveau ist so hoch, dass manche Commis mindestens genauso gut sind wie ihre Chefs», erklärt Filipe. Die Ausgabe 2025 stellte ihr Können, ihre Nervenstärke und ihr Zeitmanagement besonders in den Vordergrund – etwa bei den Teams aus Frankreich oder Singapur.
Ein immer technischerer Wettbewerb
Unter dem Vorsitz von David Tissot und dem neuen internationalen Komitee hat der Wettbewerb eine deutlich technischere Richtung eingeschlagen. Hinter den Kulissen war oft zu hören: «Das ist ein MOF-Thema» – eine Anspielung auf die Tourte, ein klassisch französisches Gericht, das vor allem den frankophonen Teilnehmern entgegenkam und Länder mit weniger traditioneller Küche eher benachteiligte.
Hin zu einer Standardisierung der Mittel?
In den Wettbewerbsboxen sind die technischen Ausstattungen der Favoriten heute fast identisch – das macht den Vergleich fairer. Doch es wirft auch Fragen auf: «Die Kandidaten mit den besten Ressourcen und der stärksten Unterstützung haben heute einen klaren Startvorteil», stellt Filipe fest. Die auf die Sekunde abgestimmte Choreografie über 5,5 Stunden Wettkampf lässt keinerlei Raum für Improvisation. «Nichts wird dem Zufall überlassen – und das sieht man», sagt er.
Diese Erfahrung als Juror beim Bocuse d’Or war für Filipe Fonseca Pinheiro eine grosse Bereicherung. «Als Jurymitglied beim Bocuse d’Or 2025 dabei zu sein, war eine inspirierende und intensive Erfahrung. Es ist ein Ereignis, das immer mehr Menschen aus unterschiedlichsten Hintergründen rund um eine gemeinsame Leidenschaft vereint.»
Eines ist sicher: Die Schweiz wird aus seinen Beobachtungen und Eindrücken wichtige Lehren für ihren nächsten Kandidaten oder nächste Kandidatin ziehen.
*in Lyon im Januar 2025